Advent Calendar Door #15: Wulf & Niobara

As announced, Wulf and Niobara from the hunting pack in door #5 make a comeback … this time in color. In addition, the picture is literary staged by Sarah Röll, the player of Niobara. Have I mentioned how happy and grateful I am that most of the clients of the private commissions contribute beautiful and insightful texts to the Artvents Calendar? Haven’t I? Then this is hereby done: Thank you very much!!!

“Wulf & Niobara” – Aquarelle, airbrush, fineliner, 29,7 x 21 cm (2022)

Niobara strich sanft mit ihren Fingern über die Hand des Ritters und sah zu ihm auf. Bei ihrer Bewegung wandte er sich ihr ebenfalls zu und begegnete ihrem Blick. Und wieder einmal machte ihr Herz einen Sprung, als sie in seine grauen Augen sah. Er war so viel mehr für sie geworden: ihre Stärke und ihr Schild, ihre Zuflucht und ihr Vertrauter, vor allem aber ihre Sehnsucht und ihre Liebe. „nur qalbi, farahat hayati“ hatte sie ihn in der Sprache ihrer Heimat genannt, als sie nach einem der schlimmsten Tage ihres bisherigen Lebens in der Sicherheit seiner Arme am Einschlafen gewesen war. Licht meines Herzens, Freude meines Lebens. Sie war sich dieser Worte gar nicht bewusst gewesen, doch sie waren aus ihrem Herzen gekommen. Und er hatte sie in dem seinen bewahrt.

Was sie für ihn empfand machte ihr noch immer Angst und sie fragte sich, ob diese Angst jemals gänzlich verschwinden würde. Entgegen allem was sie gelernt hatte, allem wovor ihre Mutter sie immer gewarnt hatte, hatte sie sich auf ihn und das was seit ihrer ersten Begegnung zwischen ihnen gewachsen war, eingelassen. Hatte es nicht nur zugelassen, nicht nur nicht dagegen angekämpft, sondern es schließlich sogar gefördert und dafür gekämpft.

Seit sie aus dem Himmel in seine Arme gefallen war, hatte sich alles geändert.

Dieser Sturz hatte auch ihre Abwehrmauern zum Einsturz gebracht. Seit diesem Tag konnte sie die Distanz zu ihm einfach nicht mehr wahren. Egal wie sehr sie sich zu Anfang auch noch versucht hatte einzureden, dass es lediglich eine rein körperliche Anziehung war, oder dass sie ihn aufgrund der politischen Vorteile, die ihr eine Verbindung bringen würde, verführen würde. Diese Selbsttäuschungen hatten kaum ihren ersten Kuss überstanden und spätestens nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht war ihr klar, dass er einen Platz in ihrem Herzen erobert hatte. Sie hatte ihn gebeten zu bleiben und sie hatte sich nie so geborgen gefühlt, nie so sicher, wie in seinen Armen. Er hatte sie aufgefangen und nicht mehr losgelassen und der stete Klang seines kräftig schlagenden Herzens war der wichtigste Ton in ihrem Leben geworden.

Ihr ganzes bisheriges Leben war geprägt davon jeden Schritt den sie tat, jedes Wort das sie sprach genau abzuwägen, immer bedacht darauf, welche Wirkung sie bei ihrem Gegenüber erzielte. Immer musste sie auf der Hut sein und konnte kaum einem Wort trauen, das gesprochen wurde. Aufgewachsen und gelebt in einem Land in dem höfische Intrigen Alltag sind, in dem blumige Worte und Umschreibungen eine Kunstform waren und geprägt von den Jahren unter der grausamen Herrschaft Orons, hatte sie gelernt immer die ungesagte Botschaft hinter den gesprochen Worten zu suchen, stets den Dolch hinter dem Rücken zu erwarten, niemandem mit ihrem ganzen Wesen zu vertrauen, sich niemals in die Hände eines anderen zu begeben und sich keinesfalls von jemandem abhängig zu machen. Als einzige Tochter der Sultana von Elburum und eigeborene Schöne der Nacht gab es auch kaum jemanden der sich ohne Hintergedanken, ohne die eigenen Vorteile im Blick mit ihr abgab.

Doch Wulf war gänzlich anders. Er hatte keinerlei Sinn für Intrigen und Täuschung. Er war offen und ehrlich, hatte keine einzige unehrliche Faser im Körper.

Einzig und allein seine viel zu guten Manieren, die ihn immer wieder dazu brachten seine Gefühle im Zaum zu halten und sich für seine Worte zu entschuldigen oder sie gar zurück zu halten, trieben sie bisweilen in den Wahnsinn, gab es ihr doch das Gefühl, dass er etwas vor ihr zurückhielt. Zu beherrscht, jedoch nie falsch, niemals aufgesetzt, niemals intrigant.

Und trotzdem brannte eine wilde Leidenschaft in ihm, die wie ein Widerhall ihrer eigenen war. Eine glühende Liebe zu seiner Heimat und seinem Volk und dem Wunsch die Finsternis restlos zu vertreiben und wieder Sicherheit und Licht in sein Land zu bringen.

Und er hatte nie versucht aus ihr und seiner Verbindung zu ihr einen Vorteil zu ziehen. Auch er schien das, was zwischen ihnen entstanden war, zunächst ignoriert und unterdrückt zu haben. Aus Pflichtgefühl und mit Rücksicht auf ihre Ehre, war er doch der Überzeugung gewesen, dass eine Verbindung zwischen ihnen keine Zukunft hätte.

Nie hatte er ihr das Gefühl gegeben sie wäre weniger als ein kostbares Geschenk, das er zu behüten hatte.

Und sie würde ihn verlieren, wenn nicht in diesem Götterlauf oder im nächsten, so doch irgendwann. Egal wie… ob ihre Pflichten ihrer jeweiligen Heimat gegenüber sie trennen mochten, ein Schwertstreich, die Klauen eines Dämons, ein finsterer Zauber oder letztlich das Alter. In jedem Fall war sie dazu verdammt den Großteil ihres unsterblichen Lebens ohne ihn zu verbringen.

Ja, ihre Mutter hatte soweit recht gehabt mit ihren Warnungen: Es würde unweigerlich im Schmerz enden.

Doch er hatte sie gebeten ihr Leben an das seine zu binden, nichts ahnend von dem Geschenk ihrer Göttin, das ihr ein deutlich längeres Leben versprach und ihnen nicht gestattete gemeinsam alt zu werden. Also hatte sie all ihren Mut zusammen genommen und ihm von dem Geschenk berichtet.

„Und wenn ich eines Tages in Rondras Hallen einkehre, bist du es, die auf Dere zurückbleiben wird. Ich werde auf dich warten, zusammen mit unseren Kindern, die uns die Götter vielleicht schenken werden, unseren Enkeln, Urenkeln und wer weiß wie vielen Generationen, bis du irgendwann auf Golgaris Schwingen schließlich doch zu uns kommst oder wir uns am Ende der Zeit wiedersehen“ hatte er ernst geantwortet. „Nia, je stärker wir im Leben in Liebe verbunden sein werden, desto größer wird der Schmerz des Abschieds sein. Wenn du diesen Weg nicht gehen möchtest, könnte ich es verstehen. Solltest du ihn mit mir beschreiten wollen, werde ich alles daran setzen, unsere gemeinsame Zeit so sehr mit Liebe und Freude zu füllen, dass du davon zehren kannst, bis wir wieder vereint sind. Notfalls bis ans Ende der Zeit!“

Seine Worte hatten ihr den Atem geraubt.

Sie erhob sich von dem Baumstamm, auf dem sie neben ihm gesessen hatte, ohne den Blickkontakt zu brechen und ohne seine Hand loszulassen. „Komm mit mir!“ forderte sie ihn leise und mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Er erhob sich ebenfalls und machte Anstalten ihr aus dem Kreis um das Lagerfeuer hinaus zu folgen. Firnwar rief ihnen irgendeine zotige Unverschämtheit hinterher, wofür ihm die Schöne der Nacht ihrerseits eine Kusshand zuwarf und konterte: „Und du musst dich heute Nacht wieder mit deiner Fantasie und der eigenen Hand begnügen“ während sie mit ihrem Liebsten in den Schatten des nahegelegenen Wäldchens verschwand. Sie drehte sich nur wenige Schritte, nachdem sie im Schatten der Bäume verschwunden waren, zu Wulf um und trat nah vor ihn. Mit einem sanften Lächeln sah Niobara zu ihrem Prinzen auf und streckte sich ihm für einen liebevollen Kuss entgegen. Als sie sich wieder von ihm löste, schmiegte sie ihre Wange sanft an die seine und sagte ihm leise ins Ohr: „Ich wollte dir noch dein Tsatagsgeschenk zeigen.“ Sie sah ihm wieder in die Augen, ihr Ausdurck nun etwas vorsichtiger, als sie weiter sprach: „Es ist nur etwas dunkel… wenn du erlaubst, kann ich dir helfen im Dunkeln besser zu sehen.“ Ohne zu zögern und seinerseits mit einem leichten Lächeln nickte er, was sie erleichtert die Luft ausstießen lies. Er war Magie gegenüber eigentlich immer so skeptisch und die Gerüchte, die in seiner Heimat über Hexen kursierten waren nicht unbedingt schmeichelhaft. Doch er lies keinerlei Vorsicht oder Misstrauen ihr gegenüber erkennen. Also lehnte sie sanft ihre Stirn an die seine und murmelte ihm zu: „Schließe deine Augen“. Einige Augenblicke verharrte sie so, während sie sich ganz auf das Gefühl ihrer Gefährtin einstimmte, ehe sie wieder einen kleinen Schritt von ihm zurück trat. „Du kannst deine Augen wieder öffnen“ sagte sie leise, während sie sich umdrehte, sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand. Durch den Zauber schenkte ihm das Licht der Sterne und des Madamals ausreichend Licht, sodass er im Dunkel der Nacht beinahe so gut sehen konnte, als wäre es ein nebliger Tag. Sie blieb nah vor ihm stehen und griff gerade nach den langen Strähnen ihres burgunderroten Haares um es sich über ihre Schulter nach vorn zu legen, sodass ihr Rücken davon unbedeckt war, als er seine Augen wieder öffnete. Als nächstes öffnete sie ihr Gewand und lies es von ihren Schultern gleiten, um ihm ihren Rücken zu entblößen. Ihr Rücken wurde geziert von Rosenranken mit weißen und roten Blüten, dahinter verborgenen Katzenaugen und der Sichel des Madamals unterhalb ihres Nackens. Ein Bild, das sie selbst beschrieb. Diese Tätowierung kannte er so gut, wie auch ihren restlichen Körper, war er doch schon etliche Male mit seinen Finger die Linien der Bilder entlanggefahren. Alle prägenden Elemente in ihrem Leben – so hatte er es verstanden, als sie ihn danach gefragt hatte, was wohl seine Gedanken zu ihren Hautbildern waren.

Doch diese so vertrauten Bildern waren nun etwas verändert. Vor dem Madamal stand jetzt stolz und aufrecht ein silberweißer Wolf.

Wulf stockte deutlich hörbar der Atem. Einen Moment lang stand er lediglich wie versteinert da und betrachtete ihren Rücken. Dann schließlich fuhr er mit den Fingern vorsichtig über ihre Hautbilder. Erst über die Bekannten, dann über das Neue. „Nia, was soll ich sagen?…. Du…. Ich… Ich bin sprachlos!“ Seine Stimme klang noch leicht erstickt, als ob er wirklich vergessen hatte zu atmen. „Das ist wunderschön. Du bist wunderschön! Danke!“ Er griff nach ihrer Hand und drehte sie zu sich um und umschloss mit seinen Händen sanft ihr Gesicht, während er ihren Blick suchte um ihr tief in die Augen zu sehen. Sie begegnete seinem Blick mit leuchtenden Augen. „Dann hast du es also verstanden?“ fragte sie ihn leise „Was es bedeuten soll?“ „Natürlich“ kam seine Antwort mit einem leichten Lächeln. „Der Wolf bin ich. Ein Teil von dir, gleichzeitig macht es aber auch deinen Besitzanspruch geltend. Die Rosenranken umarmen ihn, schmiegen sich wie liebende Arme um ihn und wenn ich das im Licht des Madamal richtig gesehen haben, sind sie an dieser Stelle ohne Dornen. Es ist eine Liebesbekundung, ein Bekenntnis, das ich ein unwiderruflicher Teil von dir bin. Mehr als es ein Ehering jemals könnte.“ Eine Welle der Erleichterung fuhr bei seinen Worten durch ihren Körper. Es war ihr gar nicht bewusst gewesen, aber sie war leicht angespannt gewesen. Ein strahlendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen „Ja, du bist ein unauslöschlicher Teil von mir geworden. Was auch immer in unserer Zukunft geschieht, egal wie es endet und egal wie viele Menschenleben ich ohne dich sein muss, die Zeit mit dir, deine Liebe, MEINE Liebe zu dir hat mich unwiderruflich verändert und wird mich noch weiter formen. Dir gehört mein Herz! Und ich dachte, ich würde es niemals jemandem schenken. Doch dass du es gefangen hast“ sie schmunzelt leicht bei ihrer Wortwahl „hat mich für immer geprägt. Ich brauche dich! Ja, ich hatte Angst vor dem Schmerz, habe sie noch immer. Und ja, diese Angst hat mich zu Beginn sehr verunsichert, doch selbst da konnte ich mich nicht von dir fern halten.
Ich will diesen Weg gemeinsam mit dir gehen. Ich will mein Leben an deiner Seite verbringen und mit dir an meiner Seite. Mehr als ich je etwas gewollt habe. Ich will bei dir sein, wenn du Tobrien befreist, ich will bei dir sein, wenn du wieder durch Ysilias Straßen läufst und ich will jeden Stein dort gemeinsam mit dir wieder aufrichten. Ich will an deiner Seite stehen, wenn du Burg Ehrenstein zurück eroberst. Und ich will mit dir gemeinsam die Wunden deines Landes und der von dir geliebten Menschen heilen.
Ich will jede Freude und jedes Leid mit dir teilen. Ich will dir eine Stütze sein, das Licht für deine Verbündeten und der Fluch deiner Feinde.
Ich will dich an meiner Seite haben, wenn ich Elburum in dauerhaften Frieden und Wohlstand führe. Wenn ich die letzten Schatten Orons vertreibe und diesen Namen mit all seinen Schrecken endgültig aus den Gedanken und den Herzen der Menschen dort vertreibe.
Ich will den Frieden mit dir genießen und all die Schönheit, die das Leben zu bieten hat. Und ich will eine ganze Schar von Kindern mit dir gemeinsam großziehen.
Ohne dich wären all diese Freuden getrübt.
Was würde es bringen aus Angst vor der Trennung auf all dies zu verzichten? Ich lebte nur bereits jetzt ständig mit dem Schmerz deines Verlustes. Ich brauche dich, Wulf. Mit niemandem sonst möchte ich meine Gedanken und Geheimnisse teilen. Du bist mir wichtig, wie die Luft die meine Lungen füllt. Ein ganzes Leben mit dir wäre mir nicht genug.
Ich will die Ewigkeit!“

Mit glühendem Blick betrachtete er sie, während sie sprach. „Ich bin dein! Auf immer und ewig! Auch wenn uns 1000 Meilen trennen sollten, wird mein Herz immer dir gehören. Dere mag vergehen, die Götter mögen fallen, doch daran wird sich nie wieder etwas ändern.“ Er zog sie bei seinen Worten fest in seine Arme und ehe er seine Lippen für einen leidenschaftlichen Kuss auf die ihren legte fügte er noch mit rauer Stimme hinzu: „Und du gehörst mir!“

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *